24-Stunden-Schreiben und Festveranstaltung 70 Jahre VIVa.OWL

Sonntagmorgen, kurz vor 10 Uhr: Während andere gerade gemütlich beim Frühstück ihren Kaffee schlürfen, haben Larissa und Sylvia an diesem Morgen den Computer vor sich und lassen angestrengt die Finger über die Tasten flitzen. Ihre Teamkolleginnen und –kollegen zählen runter: Zehn, neun ... drei, zwei, eins! – Jubel und Applaus lösen das gleichmäßige, fast beruhigende Tippgeräusch ab, das nun nach 86.400 Sekunden erstmals wieder verstummt. Alle 15, die heute im Kiliansweg 7 in Schötmar jubeln, sehen ziemlich müde, aber auch stolz und glücklich aus. Sie haben vom 1. auf den 2. Juli gemeinsam einen Marathon der besonderen Art bestritten: ein 24-Stunden-Schreiben am PC.

Anlass war das 70-jährige Bestehen des Vereins für Informationsverarbeitung OWL E. V., im Gründungsjahr 1953 noch Salzufler Stenografenverein genannt. Der Vorstand wollte zum diesjährigen Sommerfest, das normalerweise mit dem „Salzsiederschreiben“ verbunden wird, mal etwas ganz Besonderes anbieten – und fand unter den Mitgliedern und Freunden des Vereins 10 Teilnehmer für das eigene Team. Außerdem stellten sich 5 Jugendliche aus unterschiedlichen Bundesländern, die über ihr Hobby Freundschaft geschlossen haben, als „gegnerisches“ Team der besonderen Herausforderung. Dass das „Heimteam“ am Ende knapp den Sieg davontrug, war nach diesem Erlebnis fast schon Nebensache. Viel stärker bleibt das Gesamtergebnis im Gedächtnis: Zusammen machten beide Teams rund 1.049.000 Tastenanschläge, was einer durchschnittlichen Geschwindigkeit jedes einzelnen Schreibers von etwa 365 Anschlägen pro Minute entspricht. Dabei unterliefen ihnen nur knapp 900 Fehler. Mit dieser Fehlerquote von 0,09 % bewiesen sie neben dem flotten Schreibtempo eine äußerst hohe Genauigkeit. Damit hätten sie sogar nach den strengen Regeln des Perfektionsschreibens bestanden. Auch das Salzsiederschreiben fiel nicht ganz unter den Tisch: Am Samstagnachmittag gesellten sich für ein 10-Minuten-Schnellschreiben neun weitere Schreibbegeisterte zu den Marathonis.

Auch Bad Salzuflens Bürgermeister, Dirk Tolkemitt, zeigte sich von diesen Fähigkeiten und von der jahrzehntelangen, vor allem ehrenamtlichen Arbeit des VIVa.OWL sehr beeindruckt. Er war der Einladung zum Jubiläumsfestakt gefolgt und machte in seinem Grußwort auf anschauliche und unterhaltsame Weise deutlich, dass solche Fertigkeiten und menschliche Präzision auch in Zeiten von künstlicher Intelligenz wichtig sind. Neben ihm gratulierten Vertreter des Deutschen Stenografenbundes und des Verbandes für Informationsverarbeitung NRW sowie Vereinsgründer Karl-Ernst Strate dem Salzufler Verein zum Siebzigsten und lobten das große Engagement der Aktiven. Zu ihnen gehört Fritz Knehans, der im Rahmen des Festakts zunächst einen kurzweiligen Rückblick auf die bisherige Vereinsgeschichte gab und anschließend mit der Verleihung der goldenen Verdienstnadel des Deutschen Stenografenbundes für sein jahrzehntelanges Wirken als Vereins- und Vorstandsmitglied überrascht wurde.

Auch das gesellige Beisammensein kam nicht zu kurz, denn zu dem traditionellen Sommerfest am Samstag stießen zahlreiche weitere Vereinsangehörige und freunde. So wurde den Marathonschreibern auch in den Pausen, die ihnen der minutiös getaktete Einsatzplan ihres Teams ließ, nicht langweilig. Als Andenken an dieses besondere Erlebnis erhielten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 24-Stunden-Schreibens neben Urkunden eine eigens gestaltete Tasse – so wurde dann auch im Kiliansweg 7 am Sonntag noch ein dringend benötigter und wohlverdienter Kaffee geschlürft.

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